Cora Schmeiser - Gesang, Klangschale und Drehleier
Arnold Schalks - Bühnenbild und Technik
'Vögel und Blumen von Ventadorn und Veldeke' ist ein Rundgang durch die Jahreszeiten des liebenden Herzens anhand der okzitanischen Poesie des Trobadors Bernart de Ventadorn (um 1135-1200) und des Minnesängers Heinrich von Veldeke (um 1128-1190). Beide verwenden das typisch mittelalterliche Stilmittel des 'Natureingangs': Gedichte beginnen mit der Beschreibung aufblühender Natur als Allegorie für die aufblühende Liebe. Änderungen in der Natur reflektieren die Stimmungswechsel des Protagonisten: Wie ausgelassen und hoffnungsvoll ist die poetische Seele, wenn das grüne Gras und Laub erscheint und die Nachtigall mit heller Stimme ihr klares Lied anhebt! Wie geht es dem Liebhaber, wenn der Gesang der Vögel verstummt und die leuchtenden Farben der Blumen verblassen? Was bleibt dem Unglücklichen, dessen Herz vor lauter Verzweiflung zu schmelzen droht? Die Sopranistin Cora Schmeiser kennt manche Antwort und geht Ihnen auf der Reise durch die unbeständigen Jahreswechsel des Gemütes voraus. Sie begleitet sich dabei auf Klangschale und Drehleier.
Streng genommen ist Musik 'Luftverschiebung'. Dementsprechend wählte der Gestalter Arnold Schalks den Begriff 'Lichtverschiebung' als Basis für sein Bühnenbild. Sein kreisförmiger Beleuchtungsplan reduziert die Stadien der Minne zu einem einzigen Etmal. Schritt für Schritt umrundet das Licht die Sängerin: von niedrigem Licht für die morgens aufblühende Liebe, über hohes, warmes Licht - als stünde die Sonne im Zenit- für der Liebe Erfüllung, zu kühlem, tiefem Licht für die Resignation beim Einbruch der Dunkelheit. Arnold Schalks verwendet dafür Wolkenräder und Funkenkugel.
Der Kreis bildet die förmliche Grundlage der Vorstellung, wiedererkennbar an der rotierenden Spielbewegung der Drehleier und Klangschale und am Zyklus des Lichts: Instrumentar, das als Metapher dient, um dem durch die Dichter besungenen Perpetuum mobile der Leidenschaft Nachdruck zu verleihen.
'Vögel und Blumen von Ventadorn und Veldeke' wurde auf der Bühne OCW, Rotterdam / am 'Dag Oude Muziek' in Alden Biesen (B) aufgeführt.
PROGRAMM
A. MORGEN / DÄMMERUNG
Tant ai mo cor ple de joya [i] | Bernart de Ventadorn
1. FRÜHLING / VERLANGEN
Swer ze der minne ist sô vruot | Heinrich von Veldeke
Cant l’erba fresq’ e.l fuelh apar | Bernart de Ventadorn
In dem aberellen | Heinrich von Veldeke
2. SOMMER / ERFÜLLUNG
Manigem herzen tet der kalte winter leide | Heinrich von Veldeke
3. HERBST / BESINNUNG
Ez sint guotiu niuwe maere | Heinrich von Veldeke
Can vei la lauzeta mover | Bernart de Ventadorn
Tristran muose sunder sînen danc | Heinrich von Veldeke
Z. ABEND / DÄMMERUNG
Tant ai mo cor ple de joya [vi und vii] | Bernart de Ventadorn
Texte: Okzitanisch und Mittelhochdeutsch
Für zusätzlichen Informationen und Buchen, klicken Sie bitte hier
Fotos © Arnold Schalks