dit en dat / LUNYALA TRIO
Auf der CD dit en dat verweben Lucia Mense (Flöten), Cora Schmeiser (Stimme) und Dietmar Bonnen (Tasten und Schlägel) Dadaismus, Neue Zeitgenössische Musik und Mittelalter: aus Sprachkunst wird Musik, Klänge werden zu Poesie. Kurt Schwitters trifft Hildegard von Bingen, Daniil Charms verweilt bei Oswald von Wolkenstein und Scardanelli betrachtet Manfred Niehaus. Gaumensegel, Glottisschläge, Flatterzunge und Daumenkino bewegen und verbinden die Klangfahrt! Dietmar und Lucia aus Köln und Cora aus Rotterdam trafen im November 2012 in der Klangwerkstatt im Kolumba Museum in Köln aufeinander und verbinden seitdem Klänge und Ideen.
Dietmar Bonnen, Cora Schmeiser, Lucia Mense
Einige Anmerkungen zu den Stücken und Hörbeispiele:
[1] Niet nu (2013)
Musik: Lunyala Trio Text: Daniil Charms // CS: Stimme LM: Tenorflöte DB: Harmonium
[2] Ich spür ain tier
Durch die Angst vor dem Monster des Todes zieht Oswald von Wolkenstein (1376-1445) sein Lebensresümée mit der Bitte um Erlösungsaussicht. Diabolische Flötentöne und höllische Steeldrumschläge umgeben den 600 Jahre alten Gesang.
[3] Andenken (2013)
Improvisation über fragmentierte Texte aus der späten schöpferischen ‘Scardanelli’-Phase des Dichters Friedrich Hölderlin.
[4] Totenklage (1988) // [6] Der VisioNarr (2008) en [8] Weltende (1988)
Drei Kompositionen von Manfred Niehaus auf Texte von Jakob van Hoddis (1887–1942). Manfred hat immer wieder Texte des Expressionisten, der im Dritten Reich euthanasiert wurde, zur Grundlage seiner Kompositionen gemacht. Die drei Lieder sind für die Manfred Niehaus Pocket Opera entstanden.
[5] Mandorla 1 (2014)
Konzeption: Bonnen Musik: Lunyala Trio // CS: Stimme, Schellen, Rasseln LM: Flöten DB: Water Drum, Resonanzboden, Xylophon
[7] Mandorla 2 (2014)
Konzeption: Bonnen Musik: Lunyala Trio // CS: Stimme, Schellen, Rasseln LM: Flöten DB: Xylophon, Resonanzboden, Glas
[9] Quis dabit (13. Jh.)
Ein Planctus, Klagegesang, zum Gedenken an den Tod der Äbtissin des Frauenklosters Monasterio de Las Huelgas im spanischen Burgos. Die Textunterlegung entspringt den Klageliedern des Jeremias.
[10] Bläue
Improvisation über fragmentierte Texte aus der späten schöpferischen ‘Scardanelli’-Phase des Dichters Friedrich Hölderlin
[11] Ofrenda (1986)
Der Mexikanische Komponist Mario Lavista schrieb Ofrenda zum Tod eines guten Freundes, in Anlehnung an die Tradition der Ureinwohner seiner Heimat, bei der Totenzeremonie einen Klagegesang auf einer Flöte erklingen zu lassen.
[12] Kleines Lied (2013)
Manfred Niehaus (1933-2013) war die rechte Hand von Bernd Alois Zimmermann, für den WDR der Produzent von Karlheinz Stockhausen, Freund und Produzent von John Cage, er war Mitglied der Gruppe 8, spielte in der Band von Carla Bley, während in seinen Theatergruppen Jürgen Flimm und Eberhard Feik spielten, er war Redakteur für Neue Musik beim WDR und später Begründer und langjähriger Leiter der Jazz Redaktion, doch vor allem war er Komponist von Opern, Konzerten, Kammermusik, Chormusik usw. Mit Dietmar Bonnen arbeitete Niehaus über 25 Jahre zusammen, jeweils in den Ensembles des anderen oder als eine Hälfte des Russisch-Deutschen Komponistenquartetts. Ein paar Tage vor seinem Tod schrieb Manfred Niehaus Kleines Lied für das Lunyala Trio. Aufgrund des Textes, den Daniil Charms (1905–1942) für ein Kinderbuch schrieb, kam er ins Leningrader Gefängnis, wo er während der deutschen Blockade vergessen wurde und verhungerte.
[13] Seikilos-Lied (2. Jh. v. Chr.)
Seikilos ist eines der ältesten erhaltenen Lieder. Der Text mit Zeichen für die Tonhöhen wurde in Tralles (Kleinasien) auf einer Grabstele gefunden.
[14] Mandorla 3 (2014)
Konzeption: Bonnen Musik: Lunyala Trio // DB: CS: Stimme, Schellen, Rasseln LM: Flöten DB: Water Drum
[15] Dream Of A Hit (Frescobaldi) (2009)
Der Titel des Stückes weist auf Manfred Niehaus’ Erkenntnis, dass eine Komposition nur dann ein Hit werden kann, wenn "alles rechteckig" ist: vier Akkorde und ein gleichbleibendes 16tel-Rhythmusmotiv. Über diese Basis setzte er dann seine Vertonung von Oskar Pastiors Text Frescobaldi.
[16] Mondgesicht (2013)
Eine warme Geschichte von Mondgesicht und Sonnenlicht.
[17] O rubor sanguinis (12. Jh.)
Antiphon der heiligen Hildegard von Bingen (1098 – 1179). Die Melodie wird durch Flötenimprovisation umspielt und durch Naturtöne in eine eigene Atmosphäre versetzt.
dit en dat wurde im Loft, Köln-Ehrenfeld aufgenommen.
Gagga Deistler / Dietmar Bonnen - Mix / Mastering
Gagga Deistler - Aufnahme
Arnold Schalks - Cover / Layout
CD daten: P330.41 / DDD / GEMA / OBST 2015 / Gesamtspieldauer: 79'22